Geiz ist immer noch geil oder?
Geiz ist immer noch geil oder?

Geiz ist immer noch geil oder?

Geiz ist immer noch geil oder?

Jeder kennt mittlerweile den Slogan „Geiz ist geil“, doch wer denkt drüber nach oder handelt danach? Alle schreien nach Klimaschutz, „Umwelt retten“ ist das Thema schlechthin. Aber an der Ladenkasse und insbesondere beim Online bestellen von Waren gilt dieser Spruch mehr denn je.

Allein für das Jahr 2019 listet das Börsenblatt folgende Zahlen (nur für Amazon) auf:

Mit enthalten in der Quartalsbilanz sind auch die Zahlen für 2019:
Der Gesamtumsatz lag laut Amazon-Bilanz bei 280,5 Millarden Dollar.
Die operativen Ausgaben betrugen rund 266 Milliarden Dollar (Vorjahr: 220,5 Mrd. Dollar), das Betriebsergebnis (Operative Einkommen) 14,5 Milliarden Dollar (Vorjahr: 12,4 Mrd. Dollar). Der Netto-Gewinn habe 11,6 Milliarden Dollar ausgemacht, das waren 15,0 Prozent mehr als 2018.

Boersenblatt.net
Geiz ist immer noch geil oder?
Quelle: Amazon / Carphatia AG

Umsatz, Umsatz über alles

Man kann sich also leicht vorstellen wie groß der gesamte Umsatz der Online-Branche in etwa ist wenn schon einer der größten Player im Online-Handel (Amazon) bereits in 2019 einen Jahresgewinn von rund 14,5 Milliarden Dollar einfährt. Wir sprechen hier von „Billion-Dollar-Deals“. Aber woher kommt das gesamte Geld?

Natürlich von uns, den Konsumenten. Und nein, auch ich schließe mich da nicht aus. Auch ich habe schon bei Amazon, eBay & Co bestellt und eine zeitlang (in der Pandemie) nicht gerade wenig. Da habe ich gerade unseren Van ausgebaut und brauchte Material. Alle Baumärkte waren zu und woanders bekam man nichts … also online.

Geiz ist geil

Und zu meinem Leidwesen muss ich auch gestehen dass Amazon (leider!) wirklich ein reichhaltiges Angebot bietet. Und gute Preise dazu.

Da sind wir wieder beim Thema. Es geht hier auch nicht um reines bashing von Online-Giganten. Es geht um unser aller (Kauf-)Verhalten, und das nicht nur online.

Sehen wir einen Artikel irgendwo günstig angeboten, z.B. als „Sonderangebot“, so springen laut Forschern bei uns Konsumenten einfach gesagt gewisse Synapsen an. Solche die im Belohnungszentrum unseres Gehirns Dopamin ausschütten – das „Glücks“-Hormon welches uns positive Gefühle der Belohnung sendet.

Die medizinische Seite des Kaufens

Sehen wir was uns an was die Medizin dazu erklärt:

Dopamin, kurz DA, ist ein sogenannter Botenstoff oder Neurotransmitter. Neurotransmitter sind Botenstoffe des Nervensystems, die die Nervenzellen erregen oder hemmen. Im weitesten Sinne gehören die Neurotransmitter zu den Hormonen, deren Wirkungsweise Sie im Themenservice MedizInfo ÆEndokrinologie genau erklärt finden. Dopamin ist die Vorstufe von Adrenalin und Noradrenalin

Noch immer sind nicht alle Funktionen des Dopamin bis ins Kleinste erforscht. Bisher sind aber folgende bekannt: Dopamin ist an der Steuerung der extrapyramidalen Motorik im nigrostriatalen DA-System beteiligt. Vereinfacht bedeutet das, dass Dopamin die Befehle des Nervensystems an die Muskulatur weitergibt.

Dopamin beeinflusst Wahrnehmung und Gefühle.
Projektionen des mesolimbischen DA-Systems scheinen in der Entwicklung von Suchtverhalten und Psychosen eine entscheidende Rolle zu spielen. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass Dopamin die Wahrnehmungsfähigkeit erheblich zu steigern scheint. Menschen, die an einer Psychose leiden, sind „Wahrnehmungsgenies“. Ununterbrochen ist jeder Mensch Wahrnehmungen, Empfindungen, Eindrücken, Gefühlen ausgesetzt. Ein „gesunder“ Mensch nimmt davon nur ungefähr 10 Prozent bewusst war. Verdoppelt sich der Anteil der bewussten Wahrnehmung auf 20 Prozent, so stehen die meisten Menschen kurz vor einem „Nervenzusammenbruch“. Wenn es noch mehr wird, dann werden Seele und Geist des Betroffenen krank. Er kann nicht mehr bewerten, was wichtig ist, und was nicht.
Quelle: https://www.medizinfo.de

Kaufrausch durch Dopamin-Überschuß?

Geiz ist immer noch geil oder?

Aha. Da stehts also schwarz auf weiss: wenn Dopamin im Gehirn überhand nimmt können wir nicht mehr bewerten was wichtig ist und was nicht. Überträgt man das nun auf unser Kaufverhalten, kann man leicht 1 + 1 zusammen zählen. Wir sind nicht mehr Herr unserer Sinne.

(Quelle Bild: cloudMinded)

Schauen wir was dazu Wissenschaftler weiter dazu sagen:

Rabatte wirken im Hirn wie Kokain

Hirnforscher beschäftigen sich seit Längerem mit der Frage, was beim Kaufen im Hirn passiert. Die eigentliche Kaufentscheidung fällt hinter unserer Stirn, im präfrontalen Cortex. Diese Region verarbeitet Informationen aus zwei konkurrierenden Systemen: dem Belohnungszentrum Nucleus accumbens und derInsula.
Die Insula im Großhirnlappen wird nicht nur mit der Verarbeitung von körperlichen Schmerzen in Verbindung gebracht. Sie registriert auch finanzielle Verluste, also den
Schmerz“ des Bezahlens. Ihr Gegenspieler, das Belohnungszentrum Nucleus accumbens, springt an, wenn Aussicht auf eine Belohnung besteht, zum Beispiel ein reizvolles Schnäppchen. Dann wird der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet und bewirkt beim Käufer ein Glücksgefühl.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass Rabatte auf unser Gehirn wirken wie Kokain. Sie werden wie eine Belohnung empfunden und dämpfen damit den Schmerz beim Geldausgeben.

Quelle: www.ndr.de

Womit platt gesagt „wissenschaftlich bewiesen“ wäre dass Geiz tatsächlich geil ist. Oder geil macht. Nämlich nach mehr.
Wenn also kaufen, insbesondere von Sonderpreisen, Dopamin im Hirn ausschüttet erklärt das auch den landläufig als „Kaufrausch“ bezeichneten Zustand.

Keine Chance, den Hormonen hilflos ausgeliefert?

Bedeutet das nun dass wir hilflose Kaufzombies werden wenn wir das Schild Sonderpreis sehen und nichts dagegen tun können?

Die Antwort ist (wie so oft): JEIN.

Einerseits ja, weil wir (natürlich) durch unsere Hormone gesteuert werden. Andererseits nein, da wir immer noch einen freien Willen haben etwas zu entscheiden.
Insofern ist diese Salomonische Antwort natürlich nicht wirklich befriedigend. Aber sobald man sich über diese Zusammenhänge bewusst wird, kann man auch anders entscheiden ob man den Hormonen eben nachgibt und den Kauf tätigt um die „Sucht“ in sich zu befriedigen oder bewusst dagegen entscheidet.


Zurück zu Gesellschaft

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 × 1 =

Online-Galery